Leipzigs Arme-Leute-Friedhof
Der Südfriedhof wird in diesem Jahr 125 Jahrealt / 1886 wurde der erste Mensch hier beigesetzt
Südfriedhof
Fast auf den Tag genau vor 125 Jahren wurde auf dem Südfriedhof der erste Tote bestattet. Er hieß Carl August Schmidt und war Schriftgießer. Er wurde einen Tag nach der Eröffnung der neuen Begräbnisstätte am 1.Juni 1886 beigesetzt. In der Woche vom 21. bis zum 27. Mai begeht der Friedhof sein Jubiläum mit Festvorträgen.
Eine stetig wachsende Stadt ist nicht nur dadurch gekennzeichnet, dass die Zahl der lebenden Bewohner zunimmt. Auch die Zahl der Toten steigt.  Mitte des 19.Jahrhunderts wurde aus Leipzig eine Industriemetropole mit rund 4500 Betrieben. Die Einwohnerzahl lag längst im sechsstelligen Bereich, zur Jahrhundertwende war es gar schon eine knappe halbe Million Menschen, die in der Stadt Wohnraum beanspruchten. Doch natürlich musste auch mehr Platz für die Verstorbenen geschaffen werden, der Neue Johannesfriedhof war da alles andere  als geeignet. Jahrhundertelang war er der einzige Friedhof der Stadt. Doch erweiterbar war er längst  nicht mehr.
Südfriedhof
Ein neuer Friedhof musste also angelegt werden, möglichst groß, denn Feuerbestattungen waren zu dem Zeitpunkt noch sehr verpönt. Außerdem war der Wunsch nach einer richtigen Parkanlage groß, der neue Friedhof sollte nicht nur Begräbnisort sein, sondern auch ein Ort
der Ruhe, der Erholung. Ein passendes Areal fanden der Architekt Hugo Licht und der Ratsgärtner Otto Wittenberg 1879 zirka drei Kilometer von der Stadtmitte entfernt   Die  Stadt kaufte Hieronymus Gärtner und der Probstheidaer Kirchgemeinde ein rund 30 Hektar großes Gelände ab, auf dem 1813  die entscheidenden Kämpfe der Völkerschlacht stattfanden. „Neben der Geschichtsträchtigkeit der Stätte und finanziellen Erwägungen beeinflussten hygienische Forderungen die Wahl des Platzes". ist  im  Buch "Der Leipziger Südfriedhof" von Katrin Löfller, Iris Schöpa und Heidrun Sprinz zu  lesen. Die Gesundheit der Leipziger Einwohner hatte oberste Priorität. Daher war es ausgeschlossen, in der Stadt  einen Friedhof anzulegen. Der Boden musste möglichst trocken sein um eine ,,zügige Verwesung zu gewährleisten"
Südfriedhof
"Angelegt war der Friedhof aber zunächst als Arme-Leute-Friedhof", sagt Günter Schmidt vom städtischen Grünflächenamt "Wer was auf sich hielt, ließ sich nach wie vor auf dem Neuen Johannesfriedhof beisetzen." Erst als der voll und die schönsten Plätze längst vergeben waren, ließen sich auch die Reichen auf dem Südfriedhof einen Platz reservieren. Platz gab es hier genug, da nach wie vor Erdbestattungen gewünscht wurden. Feuerbestattungen gab es zu dieser Zeit so gut wie gar nicht, das zeigt sich auch daran, dass das Krematorium erst 1909 seinen   Dienst aufnahm. "Von den im Jahre 1910 verstorbenen 8042 Leipzigern zogen 320 die Einäscherung dem Erdbegräbnis vor" schreibt  Wolfgang Knape im Buch "Vom Südfriedhof erzählen" Dass der Friedhof weit vor den Toren der Stadt lag. war für viele Angehörige ein Hindernis. "Sie waren damals Stunden unterwegs, um zu Fuß hierher zu kommen", erzählt Schmidt. Erst als die Pferdeeisenhahn von Reudnitz hierher fuhr, wurde es ein wenig einfacher. Weil die Wege jedoch noch immer zu weit und zu anstrengend waren. pflegte die Stadt die Gräber, sie hatten sozusagen ein "Friedhofsmonopol" und ließ deshalb auch die Friedhofsgärtnerei bauen. Weil das benachbarte VöIkerschlachtdenkmal ein gewaltiges Monument wurde, musste auch die Trauerhallenanlage großzügig dimensioniert werden. Das gewaltige Bauwerk mit drei Kapellen, dem Hauptturm von 63 Metern Höhe, den Leichenhallen, einem 120 Meter langen Arkadengang und der Feuerbestattungsanlage ließ den Südfriedhof um etwa 1913 zu den bedeutendsten Friedehöfen Deutschlands aufrücken.
Südfriedhof
Die Besonderheit des Friedhofs lag und liegt heute noch darin, dass er Bestandteil des Grünzuges von Probstheida durch die Stadt bis ins Rosental ist und "als Riegel gegen die kalte Ostluft" dient. "Der Frischluftstrom in die Stadt rein wurde, durch den Park und die Bäume
kanalisiert", erklärt Schmidt  Mittlerweile umfasst der Südfriedhof eine Fläche von rund 84 Hektar. Prägend für den Südfriedhof sind die großen Wahlgrabstätten, die frei auf dem Gelände wählbar waren. Die lnhaber der Grabstätten ließen meist architektonisch oder bildhauerisch wertvolle
Grabmale errichten. Die meisten der Kunstwerke stammen aus der Zeit zwischen 1890 und 1925. Um sie zu erhalten werden seit 25 Jahren Grabpatenschaften ermöglicht. Leipziger übernehmen dabei ein denkmalgeschütztes Grab, das abgelaufen ist und sich im Besitz der Stadt befindet. Die Paten stehen dafür ein die Grabstelle zu erhalten, zu pflegen - und sie bei Bedarf auch zu sanieren.
Quelle:LVZ vom 16.05.2011 von Julia Tonne
Südfriedhof

 

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